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Architekturbüro
Ernst Friedheim
Projektname
Talmud-Tora-Schule
Standort
Hamburg , Deutschland
Status
Fertigstellung 1911 , Denkmal
Hauptkategorie
Öffentliche Nutzung
Unterkategorie
Schule
Fassade
Klinker rot
Fotocredit
MoA/Jörg Stiehler
Onlineartikel
Beschreibung
Um 1800 bestand das jüdische Schulwesen in Hamburg aus mindestens 39 sog. Chedern (hebr. Zimmer), religiösen Schulen in der Wohnung eines Lehrers, die jeweils eine Klasse umfassten. Die Bildung im Cheder bestand fast ausschließlich im Hebräischunterricht durch Auswendiglernen der Tora. Die 1805 in der Neustadt gegründete „Israelitische Armenschule der Talmud Tora“ sollte möglichst allen jüdischen Jungen einen Zugang zu dieser streng religiösen Erziehung ermöglichen. So war der Unterricht kostenlos, die Kinder erhielten in der Schule auch Mahlzeiten und bei Bedarf Bekleidung. Inhaltliche Reformen waren nicht vorgesehen. Das Integrationsversprechen einer aufgeklärten, umfassenden Bildung galt den Gründervätern weniger als Chance, sondern als Gefahr für das gesetzestreue jüdische Leben. Das änderte sich ab 1822 unter der Leitung des Oberrabbiners Isaak Bernays, der die jüdischen Traditionen mit einem modernen Bildungswesen verband. Weltliche Fächer, vor allem Deutsch, erhielten Einzug in den Lehrplan. Unter der Leitung des Oberrabbiners Anschel Stern [siehe ÜO 13] wurde dieser Reformkurs fortgesetzt, sodass die Talmud-Tora-Schule 1870 als Höhere Bürgerschule (später Realschule) anerkannt wurde. Nach mehreren Umzügen in der Neustadt wurde 1911 der Neubau neben der Bornplatzsynagoge nach einem Entwurf von Ernst Friedheim eingeweiht. Hier wurden noch Mitte der 1930er Jahre über 800 Kinder von über 30 Lehrkräften unterrichtet, bevor die Schule 1939 geräumt und an die Stadt Hamburg verkauft werden musste. Hunderte Schüler und viele Lehrerinnen und Lehrer wurden ab 1941 deportiert und ermordet. Auch die Schule selbst diente als Sammelstätte vor den Transporten. Nach 1945 wurde das Gebäude u. a. durch die Universität genutzt. Die Kulturbehörde ließ an der Fassade 1981 den Schriftzug „Talmud-Tora-Realschule 1911–1939“ anbringen. 2004 wurde es an die Jüdische Gemeinde in Hamburg zurückgegeben. Das heutige Joseph-Carlebach-Bildungshaus umfasst eine Ganztageschule mit gymnasialer Oberstufe, Kita und Vorschule. 2020 legten hier erstmals seit 1942 wieder Schülerinnen und Schüler ihr Abitur ab. Text: Hendrik Althoff
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Projektnummer MoA
29160