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Architekturbüro
Fritz Höger
Projektname
Haus Glass
Standort
Hamburg , Deutschland
Status
Fertigstellung 1911 , Denkmal
Hauptkategorie
Gewerbe
Unterkategorie
Einzelhandel, Büro
Fassade
Klinker rot
Fotocredit
MoA/Jörg Stiehler
Onlineartikel
Beschreibung
Ein weiterer Geschäftsbau in der Hamburger Altstadt mit jüdischer Geschichte – neben dem Rappolthaus – ist das ehemalige Haus Glass. Der Kaufmann Hermann Glass war 1890 nach Hamburg gezogen und hatte in der Neustadt ein Geschäft für Damenkonfektion eröffnet. Nach einigen Jahren des geschäftlichen Erfolgs ließ er sich 1910/1911 von Fritz Höger ein achtgeschossiges Geschäftshaus an der damals neu angelegten Mönckebergstraße errichten – das „Haus Glass“, dessen Name auch als Mosaik in den Bürgersteig eingelassen wurde. Ins Erdgeschoss zog Glass’ Modehaus ein, doch bereits wenige Jahre später ging das Geschäft in Konkurs. Er arbeitete nun als Immobilienmakler, behielt aber das Eigentum am Kontorhaus und unterhielt hier auch weiter sein Büro. Nachdem Glass im Nationalsozialismus seine Lizenz als Makler verloren hatte, musste er das Haus 1939 an einen Hamburger Kaufmann verkaufen, konnte über den Erlös jedoch nicht frei verfügen. Die Eheleute Hermann und Martha Glass haderten lange mit einer Flucht ins Ausland, dann wurde ihr Antrag auf Emigration abgelehnt. Am 17. Juli 1942 wurden sie in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo Hermann Glass im Januar 1943 an Unterernährung starb. Martha Glass überlebte und wanderte in der Nachkriegszeit nach New York aus und erhielt eine Entschädigung, auch für den Verlust des Kontorhauses. Ihre Tagebücher aus Theresienstadt wurden 1996 als Buch veröffentlicht. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kontorhäusern der Altstadt ist das Haus Glass noch weitgehend im Originalzustand erhalten. Auch das Mosaik im Bürgersteig hatte den Zweiten Weltkrieg überstanden, wurde jedoch in den 1950er Jahren entfernt. Notiz zum Architekten Fritz Höger: Ungeachtet seiner Zusammenarbeit mit jüdischen Auftraggebern war Höger engagierter Anhänger des Nationalsozialismus und äußerte sich auch nach 1945 noch klar antisemitisch. Text: Hendrik Althoff
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Projektnummer MoA
24417