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Köhlbrandbrücke

Was sind die drei bekanntesten Wahrzeichen Hamburgs? Der Michel, der von Touristen gern mal mit einer der anderen Kirchen in der Innenstadt verwechselt wird. Die Elbphilharmonie, die während dem Bau die Hamburger*innen zur Weißglut getrieben hat und heute vor sich hin glitzert. Und dieses unglaublich filigrane Brückenbauwerk am Horizont, in einer scheinbar anderen Welt, vielleicht schon nicht mehr in Hamburg. 
 
Diese andere Welt ist der Hamburger Hafen. Vor 50 Jahren wurden bei der Köhlbrandbrücke gerade die letzten Teilstücke eingehoben. Im September 1974 wurde die Brücke dann für den Verkehr, vor allem für den Schwerlastenverkehr, freigegeben. Nun konnten endlich die immer größeren Mengen an Seecontainern von den Terminals in Waltershof und Altenwerder zum Weitertransport ins Hamburger Stadtgebiet oder gen Osten auf kurzem Weg an ihr Ziel gebracht werden. 

Die Bauart, als Schrägseilbrücke, war damals das Nonplusultra der Bauingenieurskunst im Brückenbau. Effektiv, widerstandsfähig, besonders wirtschaftlich – das waren damals die schlagenden Argumente der Ingenieurinnen und Ingenieure für diesen Brückentypus. 
 
Doch dieses Wahrzeichen und Denkmal der Ingenieurskunst soll aktuell nach nur 62 Jahren Nutzung im Jahr 2036 abgerissen werden. 

Nachdem lange die aufwendige und kostenintensive Instandhaltung als Argument für einen baldigen Abriss herhalten musste wird inzwischen wieder vermehrt mit der angeblich nicht ausreichenden Durchfahrtshöhe von 53 Metern argumentiert. Ziemlich erstaunlich, wenn man sich anschaut, dass hinter der Köhlbrandbrücke nur ein kleiner Teil der Gesamtterminalfläche für Container liegt. So gibt es aktuell im Terminal Altenwerder, also hinter der Köhlbrandbrücke, gerade mal 14 Kräne zum Löschen von Containerfracht. Im Bereich vor der Brücke, rund um Waltershof, stehen über 50 Kräne zur Verfügung. 
 
Man muss sich also fragen: müssen wirklich die wenigen großen Containerschiffe, die nicht unter der Brücke hindurch passen, im kleinen Terminal Altenwerder gelöscht werden? Ganz abgesehen davon scheint sich die Zeit der Megafrachter dem Ende zu neigen. Ähnlich wie beim Airbus A380 ist der Transport durch die riesigen Container-Transporter immer weniger wirtschaftlich. Zusätzlich werden immer mehr Produktionskapazitäten zurück nach Europa geholt, um eventuellen Lieferengpässen effektiver entgegenwirken zu können. Damit ist es wahrscheinlicher, dass die ganz großen Frachtkapazitäten für Routen nach Fernost in Zukunft nicht mehr so stark nachgefragt werden. 

Wenn man sich die aktuelle Entwicklung im September 2023 anschaut, zeigt das eher verzweifelt wirkende „Machtwort“ der Hamburger Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard zum „definitiven“ Abriss der Köhlbrandbrücke, dass das Ende der Abrisspläne ganz nah ist. Überhaupt überrascht die klare Haltung von Frau Leonhard, denn sie war auch mal Leiterin der Abteilung Stadtgeschichte am Hamburger Archäologischen Museum. Mit diesem Hintergrund könnte man auch eine höhere Sensibilität gegenüber bauhistorischen Meisterwerken erwarten, dass die Köhlbrandbrücke ohne Zweifel ist. Ein wichtiges Wahrzeichen der Stadt und des Hafens ist die Brücke sowieso. 

Hier geht es zu einem Statement des Denkmalvereins von August 2023: www.denkmalverein.de

Infos

Architektur: Egon Jux 
Standort auf Map of Architecture mit weiteren Angaben: hier

Unterstützung

Unsere Veröffentlichungen zum Tag des offenen Denkmals werden von der Stiftung Denkmalpflege unterstützt. 
www.denkmalstiftung.de

Eine Übersicht aller Veranstaltungen in Hamburg finden sie hier (PDF)

Über uns

Bauwerke prägen unsere Umwelt wie kaum etwas anderes. Doch welche klugen Köpfe stecken hinter den Gebäuden? Mit „Map of Architecture“ bringen wir hier Licht ins Dunkel. In Hamburg sind die Angaben von mehr als 12.000 Häusern verfügbar, in anderen Städten gibt es erste Einträge, z.B. in Kopenhagen.