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Architekturbüro
Johann H. Klees-Wülbern
Projektname
Neuer Tempel Poolstraße, ehem. Synagoge
Standort nicht zugänglich/einsehbar
Hamburg , Deutschland
Status
Fertigstellung 1844 , Denkmal Synagoge; Wohnhaus: Mitte 19. Jh.
Hauptkategorie
Gewerbe
Unterkategorie
Produktion
Fotocredit
MoA/Jörg Stiehler
Onlineartikel
Instagram „Überlebende Orte“
Drei Minuten Denkmal - Denkmalverein - Vimeo
Beschreibung
Hamburg war eines der wichtigsten Zentren der Reformströmung, die sich um 1800 im deutschen Judentum herausbildete. Ihre Vordenker wollten das Leben der jüdischen Bevölkerung umfassend reformieren, um so auch ihre Isolation und Diskriminierung zu überwinden. Indem sie traditionelle jüdische „Eigenheiten“ ablegten, sollten sich Jüdinnen und Juden nach damaliger Sichtweise als gleichberechtigte Mitglieder der modernen Gesellschaft „beweisen“. In Hamburg vertrat dieses Programm seit 1817 der Neue Israelitische Tempelverband, eine der ersten jüdischen Reforminitiativen überhaupt. Das Reformprogramm umfasste alle Lebensbereiche, auch die den jüdischen Ritus. Das 1818 veröffentlichte Gebetbuch des Tempels provozierte durch seine Kürzungen und Umformulierungen harsche Kritik der Orthodoxie. Doch die reformierten Gottesdienste mit deutscher Predigt, gemischtem Chorgesang und Orgelmusik hatten großen Erfolg, gerade bei den stärker akkulturierten Mitgliedern der Mittelschicht. Ab 1842 entstand daher der Tempel im Hinterhof der Poolstraße 12 – der weltweit erste Synagogenbau des reformierten Judentums. Der Bau verkörperte architektonisch den Reformanspruch und orientierte sich deutlich am Aufbau einer evangelischen Kirche. Fast 90 Jahre lang diente der Bau als Synagoge, bis 1931 der neue Tempel in der Oberstraße eingeweiht wurde. Kurz noch als Lagerraum genutzt, musste die jüdische Gemeinde das Gebäude in der Poolstraße 1937 an einen Privatmann verkaufen. Im Novemberpogrom blieb der Tempel unbeschädigt, große Teile wurden 1944 jedoch durch eine Fliegerbombe zerstört. Nach dem Krieg diente der ehemalige Innenraum der Synagoge als Gewerbehof, u. a. für eine Autowerkstatt (auf den Bildern noch zu sehen). Heute sind noch die untere Hälfte des Eingangsbereichs sowie der Ostteil mit der Apsis erhalten. Nach jahrzehntelangem Verfall regt sich in den letzten Jahren wieder Interesse an diesem Ort. 2020 kaufte die Stadt Hamburg das Gelände an, seitdem wird über den Erhalt der Ruine ebenso diskutiert wie über die zukünftige Nutzung. Kleine Gedenktafeln erinnern an die Geschichte des Ortes, der jedoch derzeit nur im Rahmen von Veranstaltungen zugänglich ist. Text: Hendrik Althoff
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Projektnummer MoA
26783